Vom 29. April 2009:
Sie erinnern sich: für viele Alltagssituationen ist eine gute Strategie, sich selbst zu sagen “So fühle ich mich, wenn ich … (verzweifelt, traurig, fröhlich, ausgeglichen etc.)… bin.
Es gibt Situationen, da braucht es mehr als diese Strategie. Vor zwei Wochen habe ich vom Tod eines lieben Freundes erfahren. Es ging überhaupt nicht mehr darum, wahrzunehmen, wie ich mich fühle – das war sonnenklar. Die Frage war: was brauche ich jetzt??? Was mache ich mit diesen Gefühlen von Verzweiflung und Trauer? Im ersten Moment, nicht dann, wenn mein Kopf sich wieder daran erinnert, dass ich an ein Leben nach dem Tod glaube, daran, dass nichts vergeht, auch wenn ein Mensch stirbt?
Ich bin in meinen Garten gegangen und habe geweint. In solchen Momenten ist es gut, sich die Frage “was brauche ich jetzt” schon öfter gestellt zu haben, damit sie in Notzeiten präsent ist. Also: in der Natur sein, alleine sein, Ruhe haben. Nach einer ganzen Weile habe ich überlegt, was dieser Freund mich gelehrt hat. Was er zu den Dingen, die mir im Leben wichtig sind, beigetragen hat. Was schon in mir lebt dadurch, dass ich ihn gekannt habe. Da kamen viele wunderbare Erinnerungen, und immer wieder der Schmerz, wenn mir bewusst wurde, dass es diese gemeinsamen Erlebnisse so nicht mehr geben würde. Ich habe gemerkt, an welchen Stellen mich dieser Freund unterstützt hat, die zu sein, die ich sein möchte. Noch mehr herauszufinden, was mir wichtig ist. Das alles bleibt mir! Ist es vielleicht das, was man damit meint, dass nichts vergeht?
Mir haben diese Fragen geholfen. Danach, warum mir dieser Freund wichtig war. Was von dem, wofür er stand, auch in mir ist. Worauf ich weiter in meinem Leben achten möchte. Und was ich tun kann, um diese Qualität in der Welt zu erhalten, etwas davon weiter zu geben.
Ich bin immer noch traurig. Immer mal wieder, wenn ich an ihn denke. Der Tod ist eine der stärksten Veränderungen, die wir erleben, und die zu akzeptieren Zeit braucht. Es hilft mir, dass ich schon gelernt habe, offener gegenüber Veränderungen zu sein, immer wieder Vorstellungen und Wünsche los zu lassen. Es kostet ziemlich viel Kraft, diese Haltung auch gegenüber dem Tod eines lieben Menschen zu entwickeln – und ich fühle mich besser, leichter, wenn es mir gelingt.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen sonnigen Tag erleben und sich mit allem, was Sie erleben, ganz lebendig fühlen!