Gefühlsmonster-Karten im Training

DSCF6467rNa, was denken Sie über die Gruppe, die hier rote und blaue Punkte geklebt hat? Wie geht es den Teilnehmern, und wie sind sie gerade zu ihrem Kurs eingestellt?

Wenn Sie mögen, versuchen Sie doch erst einmal selbst, die Ergebnisse zu interpretieren, ehe Sie weiter lesen.

 

Auf dem Foto sehen Sie eine Anwendungsmöglichkeit der Gefühlsmonster-Karten für Ausbildungen oder Trainings, die sich aber auch leicht auf die Arbeit mit Gruppen jeder Art (z.B. an Teamtagen) übertragen lässt.

In meinen Ausbildungsgruppen mache ich gerne zu Beginn eine Kartenabfrage.

Mit dieser Methode erhält der Ausbilder/Trainer wertvolle Informationen über die Stimmung in der Gruppe und zu einem aktuell relevanten Thema, gleichzeitig ist es eine lockere und unterhaltsame Übung für die Teilnehmer.

Alle Karten werden gut sichtbar ausgebreitet, zum Beispiel auf dem Boden, auf einem Tisch oder an einer Magnettafel.

Dann werden die Teilnehmer aufgefordert, ihre Stimmung allgemein und im Zusammenhang mit einer bestimmten Fragestellung anzugeben, indem sie die entsprechende Karte markieren.

Das Markieren kann unterschiedlich erfolgen, mit gut ablösbaren farbigen Klebepunkten, farbigen Steinen, Magneten, Holzklötzchen, etc.

Die Teilnehmer können sogar selbst die Markierungen sein und sich neben die Karte ihrer Wahl stellen. Hier entstehen automatisch interessante Gespräche unter Teilnehmern, die dasselbe Monster gewählt haben. Diese Übung eignet sich gut als Einstieg für eine neue Gruppe.

Auch ein Stimmungsverlauf über mehrere Tage oder zu Beginn und zum Ende einer Veranstaltung lässt sich mit unterschiedlich gefärbten Markern aufzeichnen.

In diesem Fall wurden während einer Mediationsausbildung zwei Fragen gestellt: erstens, wie sich die Teilnehmer allgemein an diesem Tag fühlen (rote Punkte) und zweitens, wie sie sich im Kontext der laufenden Mediationsausbildung fühlen (blaue Punkte).

Die Ergebnisse habe ich  in etwa so interpretiert:

„Es sieht so aus, als ob doch einige aus der Gruppe recht müde sind heute. Genau so viele Teilnehmer scheinen aber auch froh gestimmt zu sein und sich zu freuen, heute hier zu sein. Na, und dann sieht es für mich sehr danach aus, als ob die meisten Teilnehmer gerade an dem Punkt der Ausbildung sind, wo die Tätigkeit als Mediatorin ziemlich schwierig erscheint. Stimmt das so in etwa?“

Es gab keine korrigierenden Bemerkungen von seiten der Teilnehmer.

Erläuterung:

Ausnahmsweise wird hier die Interpretation von der Trainerin durchgeführt – genauso gut kann dies ein Gruppenmitglied übernehmen. Die Bepunktung ist eine Möglichkeit, das Befinden zu dokumentieren, ohne offen legen zu müssen, wer welche Karten gewählt hat. Auf der anderen Seite kann man sicher sein, dass eine aus Sicht eines Teilnehmers falsche Interpretation der Ergebnisse sofort korrigiert wird.

Erfahrungsgemäß wird mehr zu der Kartenwahl gesagt, wenn in der Gruppe schon eine vertrauensvolle Atmosphäre entstanden ist.

Mit dieser Methode erhält der Ausbilder/Trainer wertvolle Informationen über die Stimmung in der Gruppe und zu einem aktuell relevanten Thema, gleichzeitig ist es eine lockere und unterhaltsame Übung für die Teilnehmer.


Autorin: Lilli Höch-Corona