Gefühle-Letter Nr. 5: „Heiterkeit“

Guten Tag,

Wie geht es Ihnen mit dem Gefühl, das Sie aus dem vergangenen Brief ausgewählt hatten? Haben Sie sich ab und zu daran erinnert? Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie dieses Gefühl öfter empfunden haben? Das ist nämlich einer der Effekte, wenn man den Fokus auf ein bestimmtes Gefühl lenkt.

Für heute habe ich das Gefühl der Heiterkeit ausgewählt. Ich finde, schon das Wort strahlt eine Leichtigkeit und Frische aus, da ist so etwas duftiges, luftiges drin. Welche heiteren Szenen fallen Ihnen ein? Ein kleines Gespräch mit Fremden auf einer Wanderung, die sich wie Sie an den ersten blauen Leberblümchen im Wald freuen? Oder der Pantomime in der Einkaufszone, der die Umstehenden zu einem Lächeln verzaubert? Die Enkelkinder meiner Freunde sorgen für viele heitere Momente, wenn die Großmütter kleine Erlebnisse erzählen…

Heiter kann nur sein, wer belastende Dinge in den Hintergrund rücken kann. Wer sich „in einer sicheren und vertrauten Umgebung befindet und sich nur wenig anstrengen muss. … Heiterkeit macht sich breit, wenn Sie sich mit einem guten Buch in der Hand, einer warmen Katze auf dem Schoß und Ihrem Lieblingstee neben sich auf dem Sofa entspannt zurücksinken lassen.“ (B. Fredrickson: Die Macht der guten Gefühle, Seite 61).

Gleichzeitig kann man durchaus zwischendurch Heiterkeit erleben an einem Tag, an dem man sich vielleicht Sorgen um einen lieben Menschen macht oder gerade körperliche Schmerzen hat.

Sie erinnern sich an den ersten Brief: je nachdem, wohin wir unseren Aufmerksamkeits-Fokus wenden, können wir unterschiedliche Gefühle erleben. Wir kennen das alle: gerade beobachten wir eine entzückende Szene, wie zum Beispiel, dass ein Kind einen fremden älteren Menschen zum Lachen bringt – und plötzlich fällt uns der Streit von heute morgen ein….

Was wir durch Gefühls-Training bewirken können ist, dass wir auch dann den Fokus schneller wieder auf die heitere Szene lenken und uns weiter daran freuen können. So richtig tief freuen können, bis in unsere Zellen hinein. Mit etwas Übung werden uns dann vielleicht noch weitere heitere Erlebnisse einfallen, und wir sammeln Kraft und sorgen dafür, dass wir uns besser von der Aufregung des Streits erholen.

Wenn wir dann abends ein klärendes Gespräch führen möchten, sind wir sicher klarer und leistungsfähiger, als wenn wir den ganzen Tag weiter gegrübelt hätten über den Streitanlass – was meinen Sie?

Nehmen wir also die Heiterkeit mit in die kommende Woche. Mir wird gerade beim Schreiben schon ganz heiter zumute. Ein wenig so  und ein wenig so  , oder am ehesten so .

Und Sie?

Ich wünsche Ihnen eine Woche voller heiterer Momente, vielleicht beim Vorbereiten eines Festes, im Urlaub oder einfach so im Alltag,