Liebe Leserin, lieber Leser,
das wird ein langer Brief heute, ich sag’s gleich.
Wie hat das bei Ihnen geklappt mit den Sandbänken aus der vorigen Woche? Ich habe ein paarmal gespielt, was ich sehr liebe, und bewusster genossen, wenn ich mit meinem Mann entspannte Plauder-Momente erlebt habe. Und Sie? Haben Sie die Zeit gefunden, darüber nachzudenken, was solche Sandbänke für Sie sein könnten?
Und nun, wie versprochen, mehr zum Thema Gefühle :-).
Schon seit dem vorigen Jahr beschäftigt es mich, wie viele Fachleute in unseren Seminaren davon sprechen, dass sie viele Alltags-Nöte bei Kindern und Erwachsenen sehen, um die sie sich nicht kümmern können.
Ein weiteres Jahr ist vergangen, und wie sieht jetzt nach zwei Jahren Pandemie unser Alltag aus?
Ich schreibe im folgenden bewusst “ge”fordert statt “über”fordert, was genau so angebracht wäre. Damit möchte ich wertschätzen, was überall schon an Verarbeitungsarbeit geleistet ist und noch wird – stimmt’s? Hätten Sie das vor ein paar Jahren für möglich gehalten, dass Sie überhaupt mit so vielen Unwägbarkeiten und Veränderungen klar kommen?
Und wie sieht es aktuell aus?
Überall sind Menschen gefordert dadurch, dass Kolleg*innen krank werden und sie ihre Dienste mit übernehmen müssen. Oder dadurch, dass entweder sie oder Familie und Freund*innen krank werden und plötzlich alles neu organisiert werden muss.
In Familien, Gemeinschaftseinrichtungen und Firmen sind alle gemeinsam gefordert, mit dem Thema Impfen umzugehen.
Überall sind Paare gefordert, die Veränderungen durch Home Office für ihre Beziehung zu verarbeiten.
Überall müssen Eltern ihre Kinder und Jugendlichen trösten, die Freunde nicht treffen und Ferien nicht wie gewohnt verbringen können.
Überall sind Eltern durch Home Office und gleichzeitige Kinderbetreuung gefordert.
Überall müssen Eltern ständig ihre Pläne ändern wegen der Änderungen in den Schulen ihrer Kinder.
Dies gilt für alleinerziehende Mütter und Väter noch besonders.
Überall sind Schuldirektor*innen gefordert durch ständigen Wechsel zwischen Präsenz- und Online-Unterricht und müssen das gegenüber den Lehrer*innen vertreten.
Die Lehrer*innen sind fordert durch Online- und Präsenzunterricht gleichzeitig und durch die teilweise schwierige Erreichbarkeit der Eltern.
Kitaleiter*innen müssen vor Eltern, Erzieher*innen und Kindern vertreten, dass Bezugserzieher*innen nicht da sind und Kinder in Gruppen betreut werden, in denen sie sich nicht wohl fühlen.
Ärzt*innen müssen die Räumlichkeiten wegen Hyygienemaßnahmen verändern, Helfer*innen müssen den Klienten verständlich machen, dass sie draußen warten müssen statt im Wartezimmer.
Und vieles, vieles mehr! Nerven sind zum Zerreißen gespannt, Konflikte verschärfen sich schneller, Preise ändern sich, Zulieferungen klappen nicht, Menschen werden entlassen – so viel ist im Umbruch.
Soweit die Beispiele, die ich aus meinem Umfeld kennengelernt habe – wie es in Kliniken und Pflegeeinrichtungen aussieht, lesen wir in der Zeitung…. Und die oben genannten Themen betreffen ja auch alle, die im Gesundheitsbereich arbeiten…
Wie wir alle habe ich schwierige Zeiten in meinem Leben gehabt – und da ich durch meine Ausbildungen viel darüber nachdenke, was jemand braucht, damit es ihr oder ihm gut geht, erinnere ich mich gut dass ich in diesen Zeiten manchmal gedacht habe, wie schön es wäre, wenn mich ab und zu mal jemand fragte, wie es mir geht. Einfach so, ohne Gegenleistung und ohne dass viel Zeit dafür gebraucht wird…..
Wie wäre es, wenn wir alle jemand hätten, die oder der uns einfach immer mal fragt, wie es uns geht? Nur das? Ohne, dass wir uns zusammennehmen müssen, und ohne weitere Erklärungen, einfach nur ein Gespräch über unsere Gefühle?
Warum sollte das helfen, fragen Sie? Wenn sich doch dadurch nichts ändert an Ihrer Situation?
Das müssen sie mir jetzt einfach mal abnehmen. Sie haben vielleicht vorige Woche den Gefühle-Letter Nr. 44 nochmal gelesen – und das weitere Überzeugen kann jetzt nur die eigene Erfahrung übernehmen. Manchmal tut es einfach schon gut, wenn wir spüren können, dass jemand anders uns versteht, weiß, wie es uns geht.
Sie werden selbst wissen, wenn das absolut nichts für Sie ist – das ist völlig ok, und es gibt gute Gründe, warum manchem Menschen nicht gerne über ihre Gefühle sprechen.
Wenn Sie Lust auf Ausprobieren haben, kommen hier die Gefühlsmonster ins Spiel, die dem Ganzen eine Struktur geben können.
Wenn Sie den Gefühlsmonster-Scan schon kennengelernt haben – gut! Wenn nicht, können Sie ihn sich hier anschauen. Unter dem Fragezeichen oben steht die Anleitung.
Vielleicht mögen Sie das mit einer guten Freundin/einem guten Freund ausprobieren. Dann hört zuerst die/der eine zu und stellt Fragen, und die/der andere wählt Gefühlsmonster aus und antwortet.
Damit es ganz einfach werden kann, habe ich eine Übersicht über die Schritte dieser Zuhör-Übung erstellt. Sie finden sie hier als pdf.
Ich möchte Sie einladen, das ein paarmal auszuprobieren, ehe Sie vielleicht eine Nachbarin oder einen Freund dafür ansprechen.
Wir haben das in der Gefühlsmonster Akademie miteiander probiert – funktioniert online ganz prima! – und Sie hätten mal sehen sollen wie heiter und zufrieden wir hinterher alle aussahen.
Nun sind wir natürlich etwas geübter mit den Gefühlsmonstern – da Sie sie ja auch kennen, denke ich mir dass das auch bei Ihnen klappen können mit der Heiterkeit.
Denn das ist etwas, das die Monster können: uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern!
Probieren sie doch gleich selbst den Gefühlsmonster-Scan für sich selbst aus! Und denken Sie an die Abschlussfrage, welches Monster Ihnen heute helfen kann, dass es Ihnen besser geht.
Und wenn Sie sich mehr Anleitung wünschen: an den beiden kommenden Donnerstagen, 10.2. und 17.2.22 um 18 Uhr zeige ich in einem Gratis-Kurs der Gefühlsmonster-Akademie, wie das funktioniert mit dem “Ich hör dir zu”!
Ich wünsche Ihnen einen heiteren Sonntagabend! Mit herzlichen Grüßen
Lilli Höch-Corona