Liebe Leserin, lieber Leser,
wie geht es Ihnen jetzt in der vierten Welle der Pandemie? Sind Sie betroffen von Krankheit oder gar Tod in der Familie oder im Freundeskreis? Dann möchte ich Ihnen mein herzliches Mitgefühl aussprechen.
Sind Sie mit Ihren Kräften am Ende, vielleicht als Kita-Mitarbeiter*in, Lehrer*in, Pfleger*in oder als in einemanderen systemrelevanten Beruf Arbeitende? Oder, weil die immer wieder veränderte Situation Ihrer Kita- oder Schulkinder, vielleicht noch mit Home Office, Sie an den Rand Ihrer Kraft bringt? Vielleicht sind Sie selbst krank geworden und haben jemanden angesteckt? Oder Sie sind in finanziellen Nöten?
Es gibt so viele Gründe jetzt, erschöpft zu sein. Oder traurig, verzweifelt, mutlos. Diese Gefühle zu akzeptieren ist wichtig. Was dabei ebenfalls wichtig ist, ist die Tatsache, bei den Gefühlen zu bleiben, und nicht in ein schwieriges Gedankenkarussel zu geraten. Das bringen wir im Alltag nämlich oft durcheinander. So wird der Satz “Ich bin so erschöpft”, ehe wir uns versehen, in Gedanken fortgesetzt mit allen Facetten unseres aktuellen Lebens, die gerade schwierig sind.
Hilfreich ist stattdessen, sich einen Moment Zeit zu nehmen und das Gefühl zu spüren. Etwa so:
“So fühle ich mich, wenn ich vollständig erschlöpft bin”.
Und dann nachspüren. Darauf achten, wie genau sich dieses Erschöpft-Sein anfühlt.
Sie werden sehen, dass das körperliche Gefühl, wenn es akzeptiert und gespürt wird, sich nach einer Weile auflöst. Jedenfalls, wenn Sie es üben, Ihre schwierigen Gefühle zu akzeptieren und körperlich zu spüren.
Ich schreibe Ihnen heute, weil mir eine Tatsache zum Thema Gefühle immer deutlicher wird, die Ihnen vielleicht an der einen oder anderen Stelle helfen kann. Diese Tatsache ist, dass schwierige Gedanken wie “Es hat alles keinen Sinn”, oder “Es wird nie wieder gut” leider die Eigenschaft haben, sich bei häufiger Wiederholung in den Netzwerken in Ihrem Gehirn fest einzunisten, und dann noch häufiger aufzutauchen..
Unser Gehirn nimmt jeden Gedanken den wir denken ernst – und verbindet ihn automatisch mit ähnlichen Gedanken, die wir schon einmal gedacht haben. Je nachdem wie wir aufgewachsen sind und welche Erfahrungen wir gemacht haben, gibt es da schon mehr oder weniger dieser ähnlichen Gedanken. Je öfter solche Gedanken auftauchen, desto fester werden sie im Gehirn vernetzt und desto leichter denken wir sie wieder…
Und eigentlich wissen wir ja, dass Sorgen machen nicht hilft. Oder Vorwürfe machen, oder sich schuldig fühlen. Es macht uns nicht kreativer, klüger, oder hilfreicher, und Lösungen für aktuelle Probleme fallen uns in diesem Zustand schon gar nicht ein.
Deshalb möchte ich Sie heute einladen, schwierige Gedanken “kurz zu halten”, und Ihren Fokus möglichst schnell wieder auf gute Erlebnisse, schöne Dinge oder liebe Menschen zu lenken.
Das kann manchmal richtig anstrengend sein, es ist meist einfacher, in den gewohnten Bahnen weiter zu denken. Aber es lohnt sich!
Machen Sie doch gerade mal ein kleines Experiment: denken Sie an einen Nachbarn, eine Kollegin, einen Freund, den Handwerker der gerade Ihre Waschmaschine repariert, Ihre beste Freundin. Und sagen Sie in Gedanken an diesen Menschen “Mögest du glücklich sein!”. Lassen Sie sich einen Moment Zeit damit, denken Sie das ganz intensiv und beobachten Sie einfach, wie es Ihnen körperlich geht, was sich da verändert.
Wie fühlen Sie sich jetzt? Etwas anders als vorher, vielleicht ein bisschen leichter?
Was durch diese Übung deutlich werden kann ist, dass wir unseren Fokus verändern können. Entscheiden, an was wir denken wollen.
Dies ist eine aktive Anstrengung (wie bei der Übung eben), die uns in einen angenehmeren Zustand bringen und unser Gehirn zum besseren Funktionieren bringen kann. Die gute Nachricht: je öfter wir diesen aktiven Fokuswechsel bewusst einleiten, desto leichter fällt das mit der Zeit!
Das meine ich damit, dass wir eine Wahl haben. Ich finde, das lohnt sich!
Wenn Sie mehr davon hören möchten, wie die Gedanken und Gefühle zusammenhängen, lade ich Sie zu einer Online-Lesung aus meinem Buch “Manchmal sind Gefühle Monster” am Dienstag, 23.11. um 19 Uhr ein. Bitte schicken Sie uns eine Mail an info(at)gefuehlsmonster.de mit dem Stichwort “Lesung”, und wir schicken Ihnen den Einladungslink.
Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gerade in dieser Zeit immer wieder gelingen möge, einen Lichtstrahl in Ihr Leben und das Ihrer Lieben zu zaubern.
Mit herzlichen Grüßen,
Lilli Höch-Corona