Auf meiner langen Reise im Februar hatte ich zwei Reiselektüren, die auf unterschiedliche Art und Weise Zusammenhänge zum Thema Gefühle beleuchtet haben.
Ich beginne mit einem Zitat aus „Die vierzig Geheimnisse der Liebe“ von Elif Shafak, Seite 297:
Der kleine Sohn kommt gerade verweint und wütend aus einer Schlägerei nach Hause. Die Mutter sagt zu ihm:
„Immer wenn du auf jemand wütend bist, sollst du das Gesicht desjenigen durch das Gesicht eines Menschen ersetzen, den du liebst. Vielleicht würde dir dann plötzlich etwas an ihm gefallen…“
Erinnern Sie sich an den vorigen Gefühle-Letter „Gefühle verkehrt“? Wo Sie mit Hilfe einiger Gefühlsmonster eine Situation in einer unterschiedlichen Haltung angeschaut haben?
Ich fand diesen Vorschlag der Mutter besonders liebenswürdig und habe ihn natürlich gleich ausprobiert (sich an ärgerliche Situationen zu erinnern, fällt ganz leicht :-)) – und gemerkt, was für innere Widerstände ich habe, das Gefühl des Ärgers in so einem Moment los zu lassen….
Der zweite Teil der Übung ging danach ganz einfach und hat mich, obwohl ich mich seit langem mit dem Fokus-Wechsel beschäftige, erstaunt: Nachdem ich mir das Gesicht eines geliebten Menschen intensiv vor Augen geführt hatte, und dann wieder an die ärgerliche Situation dachte, war da eine ganz andere Haltung zu der Situation. Ich konnte meinen eigenen Anteil daran sehen, und die Situation fühlte sich einfach wie etwas an, das eben vorkommt und ohne weitere Bedeutung ist….
Nach dieser Erfahrung kann ich Ihnen diese Art, mit ärgerlichen Situationen umzugehen (Sie wissen schon, die Art, wo wir nichts ändern können und Handeln keinen Sinn macht), wärmstens empfehlen!
Aus meiner zweiten Reiselektüre „Du bist dein Placebo“ von Joe Dispenza (leider ohne Seitenangabe da mein E-Book-Reader diese Angabe nicht macht…) nun noch ein bisschen „Kopf-Futter“ für diejenigen unter Ihnen, die die Dinge gerne in der Tiefe verstehen möchten:
„Jedes Mal, wenn ein Gedanke hoch kommt, erzeugt das Gehirn nicht nur Neurotransmitter, sondern produziert noch eine weitere Substanz – ein kleines Protein, ein Neuropeptid, welches als Botenstoff fungiert und eine Botschaft an den Körper schickt.
Der Körper reagiert darauf mit einem Gefühl.
Das Gehirn bemerkt dieses Gefühl und erzeugt daraufhin einen weiteren Gedanken, der genau zu diesem Gefühl passt und noch mehr von denselben chemischen Botschaften erzeugt, die uns das denken lassen, was wir gerade fühlen.“
Das finde ich super interessant. Die Tatsache, dass wir manchmal in „Grübelschleifen“ stecken, ist biochemisch angelegt! Deshalb schreiben Autoren wie Gerald Hüther Bücher mit Anleitungen für das Gehirn, damit wir auf diese sich so real anfühlenden Schleifen nicht hereinfallen.
Sie kennen das. Wenn Sie zum Beispiel gerade meinen, der Frühling sei dieses Jahr viel zu spät, und es sei immer noch zu kalt, die Bäume seien ja immer noch ohne Blätter und Farben seien außer Krokussen auch nicht zu sehen, na, und die durch die Sommerzeit heute gestrichene eine Stunde am Morgen fällt Ihnen auch noch ein –
dann wissen Sie jetzt, dass Sie diese Aufzählung noch beliebig weiterführen können, Ihr Gehirn hilft Ihnen dabei. Oder, dass Sie diesen Gedankenstrom jederzeit nach Wunsch stoppen können.
Umgekehrt funktioniert es genau so:
Oh, da blühen schon ein paar Krokusse, die Tulpen sind auch kurz davor, ihre Blüten auszutreiben, immer mehr Vögel sind zu hören und überhaupt riecht es schon ein bisschen nach Frühling…
– na, haben Sie Lust, diese Aufzählung fortzusetzen?
Wie fühlen Sie sich jetzt?? Haben Sie Lust, weiter an den Frühling zu denken, an die bevorstehenden freien Tage zu Ostern oder an etwas anderes, auf das Sie sich freuen?
Ich wünsche Ihnen viele erfreuliche Gedankenschleifen!
Mit herzlichen Grüßen,
Lilli Höch-Corona